…Bern

 

(1) Wofür ist steht Ihr Kanton typischerweise, wirtschaftlich gesehen? Wie hat sich der Standort entwickelt in den letzten 5-10 Jahren, können Sie uns einen kleinen Einblick geben, ein paar Zahlen und Fakten?

Der Kanton Bern ist vor allem ein Industrie- und Dienstleistungskanton. Der Beschäftigtenanteil des Dienstleistungssektors beträgt 74%. Der Kanton Bern ist in der Schweiz der drittgrösste Finanzdienstleistungskanton und der zweitgrösste  Informatikdienstleistungskanton. Er ist zudem der grösste Schweizer Industriekanton. Ca. 24% der Beschäftigten arbeiten im Industriesektor.

In den letzten 5 Jahren gab es im Kanton Bern eine relativ positive wirtschaftliche Entwicklung. Das Brutto-Inland-Produkt pro Kopf wuchs von 2011 – 2015 durchschnittlich  0.3%.  Die aktuelle Arbeitslosenquote  (2.6% im August 2016)  liegt im Kanton Bern unterhalb des Schweizer Durchschnitts und ist im Moment stabil.

(2) Wie viele Startup-Gründungen gab es in Ihrem Kanton in den letzten 5 Jahren? Wie wichtig sind Startups für Ihren Standort?

Von 2009 – 2013 wurden im Kanton Bern insgesamt 4‘274 neue Unternehmen gegründet (Quelle: BfS).  Die Startups sind für den Kanton Bern sehr wichtig. Neue Geschäftsideen entstehen aber auch in Berner KMU und Grossfirmen. Zukunftsträchtige Geschäftsideen und -modelle geben wichtige Impulse für die Berner Wirtschaft und stellen die Erneuerung der Wirtschaft sicher.

(3) Welche Ziele hat sich die Standortförderung für die nahe Zukunft gesetzt? Was wollen Sie für den Kanton erreichen?

Die Standortförderung Kanton Bern unterstützt gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen  Unternehmen mit gezielten  Dienstleistungen zur Steigerung ihrer Innovationskraft. Damit will sie die Konkurrenzfähigkeit der Berner Unternehmen stärken und deren Wertschöpfung erhöhen.

(4) Welche Branchen nehmen Sie in den Fokus und weshalb?

Unsere Innovationsförderung orientiert sich an wachsenden Märkten, in welchen der Kanton Bern über Kompetenzen verfügt. Dazu gehören z. B. Medizin, Energie- & Umwelttechnik, Präzisionsindustrie, ICT sowie Cleantech. Es entstehen jedoch laufend auch neue innovative Bereiche wie Fintech.

(5) Wir vertreten die Interessen der Schweizer Fintech Startups, daher ist es für unser Netzwerk besonders interessant zu wissen, welcher Stellenwert Fintech für Sie einnimmt. Spielt Fintech für die Standortförderung eine Rolle und gibt es Pläne bzw. Ziele?

Unter Fintech verstehen wir Unternehmen, die Finanzdienstleistungen mit Technologie verändert haben. Häufig handelt sich um Startups, aber nicht immer. Die Standortförderung Kanton Bern unterstützt innovative Geschäftsideen mit verschiedenen Dienstleistungen. Die Fintech-Branche gehört dazu und wird z. B. mit Finanzierungshilfen und Coaching gefördert.

(6) Wie sieht Ihrer Meinung nach das optimale Startup-Ökosystem aus? Was tun Sie innerhalb Ihres Kantons, um Startups zu fördern?

In den letzten  Jahren ist im Kanton Bern viele Initiativen für Startups entstanden z. B. Berner Business Creation Wettbewerb, Innovationsförderagentur be-advanced AG, Swiss Innovation Park Biel/Bienne, Impact Hub Bern, InnoSpace, Effinger, usw.  Alle diese Initiativen zielen auf Förderung von Austausch,  Kooperationen, schnelle Entwicklung von neuen Geschäftsideen und erfolgreiche Lancierung von marktfähigen Produkten und Dienstleistungen.

Unser Startup-Ökosystem ist gut aufgestellt. Wir wünschen uns insbesondere mehr Kapitalgeber, insbesondere in der Wachstumsphase eines Unternehmens und natürlich viele neue Startups in zukunftsträchtigen Bereichen.

(7) Wie besteuert Ihr Kanton typischerweise den Wert von Aktien an einem Startup für die Zwecke der Vermögenssteuer (in der Annahme, die/der betreffende Aktionär/in hat das Steuerdomizil in Ihrem Kanton)? (8) Und stellt Ihr Kanton bei der Berechnung der Vermögenssteuer auf Aktien an einem Startup auf Finanzierungsrundenwerte ab (erneut in der Annahme, die/der betreffende Aktionär/in hat das Steuerdomizil in Ihrem Kanton)?

Nach der Praxis im  Kanton werden Aktien von Startups in den ersten drei Geschäftsjahren zum Substanzwert bewertet und in den darauffolgenden drei Jahren nach der Mittelwertmethode (das heisst zweimal den Ertragswert plus einmal den Substanzwert dividiert durch drei). Erst im siebten Geschäftsjahr wird geprüft, ob für die Bewertung auf die Investorenpreise abgestellt werden muss. Oder weniger technisch ausgedrückt: Der Kanton bietet für Neugründungen ein steuerlich attraktives Umfeld. Sie können in den ersten Jahren mit einer moderaten Bewertung rechnen. Diese Praxis wird im Kanton Bern auf absehbare Zeit nicht ändern.

(9) Weshalb sollte ein Gründer Ihren Kanton als Standort wählen?

Der Kanton Bern bietet sehr attraktive Rahmenbedingungen für Fintech-Startups: gerechte Besteuerung, viele Austauschplattformen, professionelles Coaching und technologisches Support.

(10) Können Sie angehenden Gründer einige Tipps geben? Gibt es eine Art Wegweiser oder Begleitung für den Gründungsprozess?

Ich möchte mich an Guy Kawasaki, chief evangelist of Canva, anschliessen, wenn er für Startups sagt: “The opposite of success is not failure, it’s learning.”

Die Berner Innovationsförderagentur – be-advanced AG – unterstützt Startups im Gründungsprozess. Mit ihrem Netzwerk kann sie Startups erfahrene Experten aus verschiedenen Bereichen zur Seite stellen und die Geschäftsidee zusammen mit dem Gründungsteam professionell weiterentwickeln und das Team zum Erfolg helfen.

 

Denis Grisel, Leiter Standortfoerderung Kanton Bern. © Daniel Rihs / Pixsil

Standortförderung Kanton Bern, Strategische Standortentwicklung
Münsterplatz 3, CH-3011 Bern
www.berninvest.be.ch