Banken und Startups, Grossfinanz und Fintech – wie geht das zusammen? Unmöglich oder unvermeidbar? Wir sprachen mit Patrick Baumberger von Raiffeisen zu diesem Thema.

 

Warum hat sich Raiffeisen für die Unterstützung von Swiss Finance Startups entschieden?

Raiffeisen engagiert sich aus Tradition auf vielfältige Art und Weise für die Gesellschaft – lokal, regional, national – und fühlt sich aus Tradition dem Wandel verpflichtet. Gerade die Banken müssen bei der digitalen Entwicklung am Puls der Zeit sein. Die Finanzbranche wird sich in den nächsten Jahren nachhaltig verändern. Unser Anspruch ist es, auch zukünftig den Bedürfnissen der Kunden jederzeit und auf allen Kanälen gerecht zu werden. Mit Swiss Fintech Innovations bündeln wir unsere Kräfte und tragen zu einem starken und attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplatz Schweiz bei.

 

Finanzen und Banking basieren auf Vertrauen, Stabilität, Fachwissen und vielleicht sogar Tradition. Wie passen Startups hier rein? Können Startups etwas beitragen, das Grossbanken selbst nicht können?

Für Banken ist es heutzutage durchaus opportun, sich einen Fintech-Anstrich zu geben. Startups sind wertvolle Partner für Raiffeisen. Wir profitieren gegenseitig viel voneinander – wenn sich jeder auf seine Stärken fokussiert. Fintechs sind in der Entwicklung von Lösungen oft schneller und kreativer, weil sie auch schlanker und weniger reguliert sind. Aus der Sicht von „rapid prototyping“ ist das sicher ideal und das wollen wir ausnutzen und fördern. Hierfür haben wir bei Raiffeisen Schweiz extra den neuen Bereich RAI Lab geschaffen. Da können wir Tradition und mutiges Unternehmertum, sowie kreative Konzepte in einer „Greenfeeld“-Mentalität vereinen. Dies ist auch die Grundlage, um überhaupt flexibel mit Fintechs zusammenarbeiten zu können.

 

Also können Startups und Banken tatsächlich im gleichen Team spielen. Wie kann die Schweiz davon insgesamt profitieren?

Innovativ sein heisst auch stets neue Wege zu gehen. Kreativität und Innovationskraft werden durch interdisziplinäre, branchenübergreifende Teams multipliziert. Mit Swiss Fintech Innovations tragen wir zu einem starken und attraktiven Finanzplatz Schweiz bei und untermauern unsere Wettbewerbsfähigkeit.

 

Angenommen Sie stünden gerade erst ganz am Anfang Ihrer Karriere, mit dem Wunsch und dem Traum Innovationen auf dem Schweizer Finanzmarkt zu treiben, würden Sie ein eigenes Business starten oder sich um eine Position bei Raiffeisen bemühen?

Die Raiffeisen Gruppe bietet talentierten und engagierten Menschen in verschiedenen Bereichen Karriere- und Entfaltungs-Möglichkeiten.

 

Könnten grosse Banken wie Raiffeisen von einem verbesserten Startup-Umfeld profitieren? Was glauben Sie sollte sich in der Schweizer Gründer-Kultur ändern?

Beide Seiten können voneinander profitieren. Das Thema heisst nicht „Disruption“, sondern „creative development“!

 

Was passiert Ihrer Meinung nach mit dem Schweizer Finanzmarkt, wenn wir ihn belassen wie er ist. Wenn es kein umfassendes Commitment zu Fintech und Startups geben wird. Wird es auch in Zukunft noch einen erfolgreichen Finanzplatz geben, der nicht deutlich auf Fintech setzt? Oder müssten auch Sie sich dann in sagen wir fünf bis zehn Jahren nach einem neuen Betätigungsfeld umschauen?

Wie sich der Markt entwickelt und welche Konzepte schlussendlich erfolgreich sein werden, weiss niemand. Wir sind überzeugt, dass es nicht „das“ Zukunfts-Konzept gibt. Banken müssen wie andere Branchen lernen, sich schneller und dynamischer auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse einzustellen und eine Organisation und Kultur entwickeln, die solches Handeln und Denken möglich macht und fördert. So gesehen gibt es auch für mich längerfristig ein attraktives Wirkungsfeld und viele Chancen im Finanzmarkt.

 

Können Sie uns mehr über das RAI Lab erzählen?

Das RAI Lab ist das Zukunftslabor von Raiffeisen. RAI Lab ist direkt dem CEO angehängt und analysiert und konzipiert neue Geschäftsmodelle und Services. Wir entwickeln – zum Teil zusammen mit externen Partnern und Fintech-Startups – auf der grünen Wiese Prototypen, um zu sehen, was für Raiffeisen funktioniert. Erfolgsversprechende Modelle können so effizienter ins Business integriert werden. Ein agiles Vorgehen ist dabei ein Muss. Deshalb organisieren wir uns je nach Innovationsvorhaben auch entsprechend – genau wie ein Startup.